Alben & Lieder

Ein Abend zu zweit

1963, Text/Musik: Georg Kreisler

Ein Abend zu zweit, im matten Schein des Lichts.
Die Zeitung lesen kann er, doch zu sagen hat er nichts.
Was kann man von einer Frau, die man jahrelang kennt, schon verlangen?
Ich wär ja viel lieber in's Kino gegangen!

Ein Abend zu zweit,
in trauter Lethargie.
So strickt sie schon seit Jahren, aber fertig wird das nie!
Erst freut man sich, dass man Zeit hat, und was macht man dann mit der Zeit?
Einen Abend zu zweit,
einen Abend zu zweit!

Ein Abend zu zweit,
in sich gekehrt und stumm.
Und wenn ich sag, wie fad es ist, dann fragt er mich warum.
Dass sie so still war fand ich vor langer Zeit unwiderstehlich!
Er ist ganz wie sein Vater, Gott hab ihn selig.

Ein Abend zu zweit,
er hat mich kaum erblickt,
sie weiß nicht, dass ich da bin, sie weiß nur dass sie strickt!
Und wenn ich etwas sage, tut's mir sicher hinterher leid.
Ein Abend zu zweit,
ein Abend zu zweit!

Sag, essen wir nicht bald?
Warum, es ist doch noch so früh!
Ja müssen wir denn jeden Tag um genau die gleiche Stunde essen?
Nein, Nein!
Na, also!
Hast Du denn schon Hunger?
Nein, aber essen würde die Zeit verkürzen.
Ich hab auch noch keinen Hunger.
Na schön, dann warte noch ein bischen.

Ein Abend zu zweit,
das warme Heim ist kalt.
Und wenn man an die Jugend denkt, dann wird man langsam alt.
Da war es noch noch lustiger, als wir im Luftschutzkeller waren.
Ich möcht nur gern wissen, wozu wir sparen!

Ein Abend zu zweit,
man nennt uns Frau und Mann
vielleicht, wenn ich mich konzentriere, ruft uns jemand an.
Man hat seinen ältesten Schlafrock an
und das warme, zerrissene Kleid.
Ein Abend zu zweit,
ein Abend zu zweit!