Alben & Lieder

Der Furz

1972, Text/Musik: Georg Kreisler

Alles nichts wie Scheiße,
Sprach der Staatssekretär,
Alter Leute Steiße
riechen ordinär,
und wenn sie da sitzen,
und behördlich schwitzen,
kriecht ein Furz durch den Mund,
ganz ohne Grund,
stinkt sich gesund
und tritt dann den Dienstweg an mit Pedanterie,
das ist Demokratie!

Er rieselt ins morsche Gehirn
Eines senilen Ministers,
pieselt als Schweiß durch die Stirn,
und der Minister kriegt Durst
und leckt sich die Lippen dabei
steigt ihm der Furz bis zum Halse,
er niest und er ächzt und er schnaubt und er sprüht.
Und dann wird es auch dem Minister zu dumm,
er macht eine Pause,
möchte gern nach Hause,
hält sich den Bauch
und dann lässt er den Furz an der richtigen Stelle heraus.
Und jetzt ist der Furz nicht mehr nur Geschwätz,
sondern ein Gesetz.
Zwar noch immer Scheiße, aber präzisiert,
daher wird der Furz jetzt sauber registriert.
Kommt in eine Mappe
Mit einer schönen Klappe
Und einer Nummer am Schurz,
trifft auch ganz kurz
Brüdergefurz
Und kriegt einen Stempel, dem geht jeder auf den Leim
nämlich das Wort „geheim“.

Er kommt ins Parlament,
dort wird er manchmal gerochen,
aber impotent
wird über ihn debattiert.
Dann sagt ein Redner: „Hohes Haus,
dieser Furz muss raus!“
Und das sind die richtigen Worte,
die kriegen viel Applaus.

Dann wird der Furz dem Volk geschenkt.

Alles nichts wie Scheiße, sprach der Staatssekretär,
aber diese Scheiße ist jetzt im Verkehr,
weil sie so bequem ist,
weil sie kein Problem ist,
schlucken wir sie ganz frei,
furzen dabei
selber entzwei,
was uns zum Menschen macht,
anstatt nur zum Vieh.
Das ist Demokratie.