Alben & Lieder
enthalten auf
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				  Die alten bösen LiederGeorg Kreisler 1997 
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				  Everblacks ZweiGeorg Kreisler 1974 
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				  Georg KreislerGeorg Kreisler 1967 
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				  Unheilbar gesundGeorg Kreisler 1965 
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				  Kleine Wiener AlbträumeGeorg Kreisler 1964 
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				  Fon de WeanaKarlheinz Hackl 2000 
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				  Der BluntschliHans-Georg Köhler 1999 
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				  Zu leise für michThomas Udert 
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				  Taubenvergiften für FortgeschritteneGeorg Kreisler mit Barbara Peters 1995 
Wien ohne Wiener
1964, Text/Musik: Georg Kreisler
Wien ist a schöne schöne Stadt, das weiß alle Welt!
	Aber wissen Sie, was mir ganz besonders g’fällt?
	Weder der Stephansturm noch der Johann Strauss,
	Nicht der Wiener G’spusi, schon gar net die Musi,
	nein, was ich am liebsten hab, ich sag’s grad heraus:
	Die Messer. Die Messer! Die G’schäfte san ganz voll damit!
	In jeder Zahl, aus Edelstahl und aus der Monarchie,
	zum Schnitzen, zum Schlitzen. Wohin man schaut auf Schritt und Tritt,
	für’n Pudel, für’n Strudel und für die Chirurgie.
	Wer Wien liebt, – und das tun doch heut die meisten Leut! –
	der denkt bei soviel Messer gleich an diese Möglichkeit:
	Wie schön wäre Wien ohne Wiener!
	So schön wie a schlafende Frau.
	Der Stadtpark wär sicher viel grüner,
	und die Donau wär endlich so blau.
	Wie schön wäre Wien ohne Wiener,
	ein Gewinn für den Fremdenverkehr!
	Die Autos ständen stumm, das Riesenrad fallet um,
	und die lauschigen Gassen wärn leer,
	in Grinzing endlich Ruh – und’s Burgtheater zu!
	Es wär herrlich, wie schön Wien dann wär.
	Keine Baustelln, keine Schrammeln,
	und im Fernsehn kein Programm!
	Nur die Vogerln und die Pferdeln
	und die Hunderln und die Baüm’.
	Und wer durch dies’ Paradies muß,
	findet später als Legat
	statt des Antisemitismus
	nur ein Antiquariat.
	Weder Krankheit noch Genesung.
	Weder Fürsten noch Parlament.
	Wär für Wien nicht diese Lösung
	das perfekte Happy-End?
	Und der Wein wächst ungetrunken,
	und die Geigen werd’n geschont.
	Und der Mond wirft seine Funken
	tief im Prater auf die Unken.
	Und die Unken schaun versunken in den Mond.
	Wie schön wär mein Wien ohne Wiener.
	Wie ein Hauch, der im All balanciert.
	Vielleicht gibt’s wo a fesche Angina,
	die ein Wohltäter herimportiert.
	Wie schön wäre Wien ohne Wiener,
	nur einmal möcht ich es so sehn!
	Und schreite ich sodann
	den Kahlenberg hinan
	und bleib oben voll Seligkeit stehn,
	und seh dann aus der Fern
	mein liebes leeres Wean,
	werd’ ich sagen: Sehn’s, jetzt ist’s da schön!