Alben & Lieder
enthalten auf
Was tut man, um zu sein
1972, Text/Musik: Georg Kreisler
Was tut man, um zu sein?
Man stellt dem Freund ein Bein!
Und hast du ihm das Bein gestellt,
dann zahlt er dir noch Schmerzensgeld
und haßt dich obendrein.
Das tut man, um zu sein.
Was tut man, um zu sein?
Man sperrt die Leute ein
und schlachtet ihre Kinderlein
und lässt sie tief ergriffen sein,
dann werden sie ganz klein.
Das tut man, um zu sein.
Wo die Kuh auf die Alm geht,
wächst mein Gras vor dem Haus.
Wo in ein Ohr ein Psalm geht,
geht er ungelesen durch das andre Ohr hinaus.
Wenn die Bluthunde schweigen,
knurr'n die Schoßhunde mehr.
Laß dir Friedhöfe zeigen,
dann bekommst du wieder Lust auf Autobahnverkehr.
Was tut man, um zu sein?
Man läßt sich nicht befrei'n.
Man schuftet noch entschiedener
und wird immer zufriedener
und läßt den Chef gedeih'n.
Das tut man, um zu sein.
Was tut man, um zu sein?
Man schaltet's Fernseh'n ein
und setzt sich in den Fernsehsitz
und sorgt sich über Fernsehwitz
und läßt das Fernsehn schrein.
Das tut man, um zu sein.
Ist das Leben ein Schlauch,
füll dir mit Coca Cola den Bauch.
Wodka tut's auch. Hey!
Wenn im Mai schon der Schnee fällt,
um so teurer die Ski.
Ein vierblättriges Kleefeld
garantiert den Treffer in der nächsten Lotterie.
Bayern, Hessen, Schleswig-Holstein,
Bockwurst, Bier und Brüder Grimm,
Mandelbaum und Kohn und Goldstein
schlummern tief in Oswiecim.
Das tut man, um zu sein:
Man sagt den andern Nein.
Und kämpfen sie, dann läßt man sie,
und siegen sie, erpreßt man sie,
dann sagt man wieder Nein.
Das tut man um zu sein
oder nicht sein, das ist hier die Frag.
Träumen darf man auch, aber nicht bei Tag,
denn immer höher, immer höher, immer höher, immer höher,
immer höher, immer höher, immer höher...
Wir haben längst das größte Haus gekauft!
Das tut man, um zu sein!
Das tut man, um zu sein!
Denn haste was, dann biste was,
und biste was, dann frißte was,
und frißte was, dann denkste nix,
und denkste nix, verschenkste nix,
verschenkste nix, verpraßte nix,
verpraßte nix, dann haste nix,
und haste nix, dann biste nix,
das leuchtet jedem ein!
Das tut man, um, das tut man, um, das tut man, um zu sein!
*** Textvariante in der Aufnahme mit Barbara Peters: ***
Was tut man, um zu sein?
Man stellt dem Andern ein Bein.
Und hast du ihm ein Bein gestellt,
verlangst du von ihm Schmerzensgeld
und stellst ihm wieder ein Bein.
Das tut man, um zu sein.
Was tut man, um zu sein?
Man schüchtert Leute ein.
Man schmückt sich mit Verbindungen,
verletzt ihre Empfindungen,
dann werden sie ganz klein.
Das tut man, um zu sein.
Wo der Mensch seinen Kopf hat,
blüht das Gift in den Wind.
Wo das Baby den Topf hat,
pinkelt's auf die Ameisen, die unvorsichtig sind.
Wenn die Bluthunde schweigen,
bell'n die Schoßhunde los.
Lass dir Wohltäter zeigen,
dann fällt dir die Bosheit ganz von selber in den Schoß.
Was tut man, um zu sein?
Auf keinen Fall verzeih'n.
Und will er nicht, und kann er nicht,
verfolg ihn bis zum Schwurgericht,
und schmier den Richter ein.
Das tut man, um zu sein.
Was tut man, um zu sein?
Man sperrt die Leute ein,
verdirbt sie und verachtet sie,
besudelt sie und schlachtet sie
und handelt hundsgemein.
Das tut man, um zu sein.
Ist das Leben ein Schlauch,
füll dir mit Coca Cola den Bauch.
Wodka tut's auch. Hey!
Glaub an Vater und Mutter,
pfleg die Nachkommenschaft.
Gib den Kindern ihr Futter -
wenn sie für dich arbeiten soll'n,
brauchen sie viel Kraft.
Bayern, Hessen, Schleswig-Holstein,
Bockwurst, Bier und Brüder Grimm,
Mandelbaum und Kohn und Goldstein
schlummern tief in Oswiecim.
Das tut man, um zu sein:
Man sagt den andern Nein.
Und wenn er nicht bezahlen kann,
dann zünde seine Wohnung an
und sag ihm wieder Nein!
Das tut man, um zu sein
oder nicht sein, das ist hier die Frag'.
Träumen darf man auch, aber nicht bei Tag,
denn immer höher, immer höher, immer höher, immer höher,
immer höher, immer höher...
Wir haben längst das Abitur gemacht.
Das tut man, um zu sein,
das tut man, um zu sein.
Denn haste was, dann biste was,
und biste was, vergisste was,
vergisste was, dann denkste nix,
und denkste nix, verdrängste nix,
verdrängste nix, verp(r)asste nix,
verp(r)asste nix, dann haste nix,
und haste nix, dann biste nix,
das leuchtet jedem ein.