Alben & Lieder

Warum weinst du so

1983, Text: Georg Kreisler

Die Welt ist vielerlei.
Fürs Leben ist sie nichts.
Man sieht nur zu dabei
am Rande des Verzichts.

Für Steine taugt sie was,
doch wer ist schon ein Stein?
Den Dummen fällt nichts auf,
den Klugen fällt nichts ein.

Tiere bleiben dumm,
Menschen bleiben schlecht,
Blumen fallen um.
Das ist nicht gerecht,
doch der liebe Gott bleibt inkognito.
Also warum weinst du so?

Oben schnuppt ein Stern,
aber der ist weit.
Hättest du ihn gern?
Tut mir schrecklich leid,
denn was du begehrst, leuchtet anderswo.
Also warum weinst du so?

Wein nicht um Geschichten!
Wein nicht! Mußt verzichten.
Tränen sind später auch
nur Rauch.

Wolken bleiben naß.
Kinder brauchen Zeit.
Regen fällt ins Faß,
außer wenn es schneit.
Keiner, der tief liebt, wird der Liebe froh.
Also warum weinst du so?

Wein nicht um das Später!
Wein nicht in den Äther!
Tränen versickern bald
und kalt.

Laß es, wie es fällt!
Stirb zur rechten Stund'!
Dunkel ist die Welt,
dunkel jeder Grund.
Überall ist Eis. Friert dich nicht zu sehr?
Fällt dir der Verzicht so schwer?
Komm, mein Kind, und wein nicht mehr!