Alben & Lieder

Vierzig Schilling (Was der Mensch wert ist)/Sieben Euro

1968, Text/Musik: Georg Kreisler

Ja das Bier wird teurer,
das Papier wird teurer,
hab'n die Zeitungen uns jüngst erklärt.
Auch das Öl wird teurer
und das Mehl wird teurer,
nur der Mensch ist nach wie vor nichts wert.

Denn rein chemisch g'sprochen
ist der samt den Knochen
vierzig Schilling wert, ganz ohne Spaß.
Bei die Kessler-Zwilling
macht es achtzig Schilling,
aber leider kostens' mehr als das.

Das Benzin wird teurer,
ja ganz Wien wird teurer,
jeder Bissen, jedes Fußballtor.
Nur der Mensch hält fest an
seinen Überresten,
die sind vierzig Schilling nach wie vor.

Wär ich Chemiker
oder Polemiker,
könnt ich noch mehr erzähln von diesem Fach.
Doch ich bin ja weder
noch, das weiß ein jeder,
also denk ich nur darüber nach.

Diesen ganzen Krempel
denk ich zum Exempel,
sitz ich einem Mädchen vis-à-vis.
Ich streck aus ein Fühler,
doch ich werd gleich kühler,
wenn ich denk, ihr Hut kost mehr als sie.

Und ich denk beklommen,
ich möcht weiter kommen,
doch die Preise steigen immer an.
Nur mein Telefon hat
mich in einem Monat
mehr gekostet als der Karajan.

Ja, es gibt so Leute,
für die wär das heute
eine wirklich herrliche Idee.
Könnt man ohne Zagen
denen einfach sagen,
hier sind vier Schilling, so! Adieu

Wär ich Kritiker
oder Politiker,
könnt ich noch mehr erzähln von diesem Fach.
Doch ich bin ja weder
noch, das weiß ein jeder,
also denk ich nur darüber nach.

Und ich denke weiter,
doch ich werd nicht heiter,
denn es ist nicht lustig, wenn ich find,
daß der Mensch verkehrt ist,
wenn er nicht mehr wert ist,
als es seine Chemikalien sind.

Ja, in vielen Fällen
ist das festzustellen,
doch die wissen's nicht und bleiben dumm.
Und sie kämpfen, streiten,
wie in alten Zeiten,
und der Chemiker weiß nicht warum.

Daß es nicht so bleibe,
wie ich's jetzt beschreibe,
dazu sollten wir wohl alle sehn.
Wenn auf diese Weise
auch die Menschenpreise
etwas steigen würden, wär das schön.

Der Finanzgelehrte
und der Kriegsexperte
könnten mehr erzähl'n von diesem Fach.
Doch ich bin ja weder
noch, das weiß ein jeder,
also denk ich nur darüber nach.

Denken auch Sie ein bissel drüber nach.