Alben & Lieder

Um tanzen zu können

Text/Musik: Georg Kreisler

Um tanzen zu können, muß man lesen,
lesen, was im Wind geschrieben steht,
die Sprünge und die vielen Hypothesen.
Jeder isr sein eigener Interpret.

Um tanzen zu können, muß man reisen,
reisen, bis man keine Welt mehr sieht.
Erst dort wird man dich unterweisen,
was beim Tanzen überhaupt geschieht.

Du bist ein Kreis und drehst dich klein
und wünschst dich weit.
Eine Atomsekunde lang bist du befreit.
Du bist ein Baum und hast ein Herz
und kriegst ein Kind,
und alle Menschen haben vergessen, wer sie sind.

Um tanzen zu können, muß man weinen,
weinen, bis man nicht mehr schwimmen kann,
dann rührt sich plötzlich Leben in den Steinen,
und dann, und dann –

Dann wird sich nichts mehr rühren. Ich bin so müd.
Und jede neue Wunde tut so schrecklich weh.
Wenn mir ein Fluchtgedanke in der Hand erblüht,
fühl ich mich wohl, weil ich den Rest nicht mehr versteh.

Es geht ein Handgemenge mitten durch mein Zelt.
Es geht ein Messerwerfer quer durch meine Wut.
Wenn man mich fragen würde, wie es mir gefällt,
ich würde sagen: Für die Toten ist es gut.