Alben & Lieder

Über die Zukunft

1983, Text: Georg Kreisler

Und dann setzt sich einer auf die Zukunft. Die Leute bemerken ihn nicht. Sie bemerken nur, daß ihre Zukunft verrammelt ist. Er aber sitzt.

Er sitzt als wolle er Eier legen und manchmal erzählt er den Leuten sogar, daß er Eier lege, und die Leute glauben ihm. Wenn die Leute unruhig werden und ihn fragen, was mit den versprochenen Eiern sei, erzählt er ihnen, daß er sich sehr bemühe, und dann tut er so, als versuche er, Eier herauszudrücken. Aber man weiß ja, was herauskommt, wenn man stark drückt. Dann verspricht er einem von den Leuten die Zukunft, das heißt, er verspricht ihm, aufzustehen und die Zukunft mit ihm zu teilen. Aber er steht nicht auf.

Er verspricht einem Zweiten und einem Dritten, die Zukunft mit ihnen zu teilen. Aber er steht nicht auf. Die drei beschützen ihn, damit sie die Zukunft nicht auch mit anderen teilen müssen. Aber er steht nicht auf. Die drei werden unruhig und fragen ihn, wann er aufzustehen gedenke. Da erzählt er einem Vierten, Fünften und Sechsten, daß die Drei die Zukunft für sich behalten wollten, worauf die zweiten Drei die ersten Drei beseitigen. Aber er steht nicht auf. Eines Tages wird die Situation unhaltbar und er steht auf.

Die Zukunft tritt ein.

Alle Leute sehen, daß es sich nicht gelohnt hat, sie zu begehren. Alle Leute wollen eine bessere Zukunft. Aber auf der besseren Zukunft sitzt schon wieder einer.