Alben & Lieder

Oper, Burg und Josefstadt

1971, Text/Musik: Georg Kreisler

Herrscht in Indien Hungersnot, herrscht in Spanien Franco,
prügelt man die Zukunft tot, hat jedes Land sein Manko,
dämmert schon der Untergang, scheint die Welt schachmatt,
hat der Wiener Oper, Burg und Josefstadt.

Hat man in Berlin bereits Hebbel abgeschworen,
spielt man in der tiefsten Schweiz nix wie lebendige Autoren,
hat man selbst in Düsseldorf Wagner ein bissl satt,
wir ham unsere Oper, Burg und Josefstadt.

Da lassen wir nix drauf kommen,
die ham wir, die bleiben uns, die nimmt uns keiner weg.
Da lassen wir nix drauf kommen,
der Meinrad, der Reinhardt, der Liewehr, was weiß ich wer.
Man muß nichts von Kunst verstehen, wenn man keine hat,
wir ham unsere Oper, Burg und Josefstadt.

Da spielt man noch den Schmäh, genau wie eh und je,
da kann uns nix passieren, weil das kennen wir ja eh.
Wir lauschen Goethes Werken, tun unsern Pathos stärken,
und wenn wir nichts verstanden haben, dann brauchen wir uns nix merken.

Was brauch ich die Gegenwart, lassen wir die dem Broadway,
wem tat je der Muliar oder die Elfi Ott weh,
heute spielt die Degischer, früher war`s die Schratt,
wir ham unsere Oper, Burg und Kammerspiele, Raimund-, Bürger-, Volkstheater, Kärntnertor, den Löwinger, den Simpl und die Josefstadt.

Da lassen wir nix drauf kommen,
da sitzt man, da lacht man, da trifft man seine Leut.
Da lassen wir nix drauf kommen,
sobald ein Stück heraus ist, den Vorhang auf und aus ist`s.

Mögen andere Länder jetzt ihre Kunst entschleiern,
wir haben einen Mozart gehabt, heute tun wir ihn feiern,
unsere Philharmoniker spielen ihn schon vom Blatt,
wir haben unsere Oper, Burg und Josefstadt.