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Mir g'fallts, aber ich bin dagegen
1968, Text/Musik: Georg Kreisler
I bin a Mensch von ganz eigenem Geschmack.
Hab ihn schon dreißig Jahr, und er bleibt unsichtbar.
I find, die Hauptsach’ ist, daß i weiß, was i mag.
Nana, da bleib i hart: I sag ka Wort.
Fragt wer: Wie geht’s dir, sag i nix.
fragt wer: Was machst du, sag i nix.
Fragt wer: Wie spät ist’s, sag i:Du, i hab ka Uhr!
Fragt wer: Wo warst denn, sag i: Dort.
Fragt wer: Was willst denn, sag i: Geh fort.
I kenn kein Datum und schon gar kein’ Temperatur.
Und wenn wer andres redet, sag i nur: Respekt!
Und wenn i reden muß, dann sag i ganz direkt:
Mir g’fallts, aber i bin dagegen.
Mir g’fallts, aber i bin net dafür.
Was die Menschheit zwickt und plagt,
hab’n schon viele Leute g’sagt,
und wo war’n sie denn, nachdem sie’s g’sagt hab’n?
Draußen vor der Tür.
Mir g’fallts, aber i bin dagegen.
Mir g’fallts, aber i misch mich net ein.
Ich laß mich nicht von der Traufe in den Regen
einfach legen, ja, weswegen?
Wenn’s mir schlecht geht, liebe Leut’,
habt nur ihr dabei a Freud’.
Und das halt ich mir vor Augen stets.
Doch ich weiß, daß ihr auch mich verdreht’s.
Also kämpft nur, also streit’t nur, also red’ts.
Mir g’fallts, aber i bin dagegen.
Mir g’fallts, aber das sag i net laut.
Und ich werde mich auf keinen Fall erregen,
nicht dafür und nicht dagegen.
Denn sonst wird ich bei der nächstbesten Gelegen-
heit mit euch z’samm verhaut.
So schlecht wie heut war’s doch noch nie! – Die schlechten Zeiten sind vorbei.
Wer nennt denn das Demokratie? – Wir war’n noch nie vorher so frei.
I find, Reformen müssten her. – Ja, manchen Leuten ist nix recht.
Das ist schlecht. – Aber gut! – Das ist gut! – Aber schlecht.
Die Jugend muß ja rebellier’n! – Hörn’s: Die Studenten, sperr’n wir’s ein.
Wir sollten helfen und sie führ’n! – Die soll’n studier’n und net so schrei’n.
Wenn unser Bundeskanzler spricht, dann red i rein, da bin i stark!
Jawoll, ich kenne meine Pflicht als Demokrat:
Mir g’falts, aber i bin dagegen.
Mir g’fallts, aber i schrei net Hurra.
Ist die Freiheit auch verstummt:
Ich kann warten, bis sie kummt,
und behalt mir nur die Freiheit, nix zu sagen –
außer Ja.
Mir g’fallts, aber i bin dagegen.
Mir g’fallts, aber i leg mich net fest.
Und in jedem Lager halt ich mir deswegen
a paar Kollegen und Strategen.
I kann machen, was i will: bei mir ändert sich net viel.
A bisserl Arbeit, a bisserl Schlaf und a bisserl Sport.
Nur wenn hie und da ’s Gewissen knurrt,
dann schlaf i schlecht, aber sonst geht’s mir gut!
Mir g’fallts, aber i bin dagegen.
Mir g’fallts, aber i find das so dumm:
Ich kann Widersacher leicht zur Seite fegen,
kann im Geschäft mich frei bewegen,
alle Leute wollen nix wie meinen Segen –
nur mein Sohn nicht – warum?