Alben & Lieder
Man sucht mich
Text/Musik: Georg Kreisler
Man hat mich in den Ästen eines Baums gesucht,
man suchte mich im Dunkeln und im Licht,
man suchte mich mit Strenge
tief im Wald und in der Menge,
doch gefunden hat man mich nicht.
Man hat mich in den Kurven eines Traums gesucht,
wovon man sich doch sonst nie was verspricht.
Man fragte Denunzianten
und Onkeln und Tanten,
doch gefunden hat man mich nicht.
Ich habe nichts getan und nichts verbrochen.
Vielleicht ist grade das mein größter Fluch.
Ich hab auch nichts gesehen und nichts gesprochen.
Man sucht mich, weil ich selber etwas such.
Man hat mich einmal fast auf offener See erwischt.
Ein Häscher sah mir lachend ins Gesicht.
Sein Lachen wurde breiter,
doch dann ging er weiter,
und gefunden hat er mich nicht.
Dabei such ich doch nur nach ein paar Kindern,
sie gingen durch ein unbekanntes Tor.
Ich möchte ein Gerichtsgebäude plündern.
Ich suche nur, was ich bereits verlor.
Ich suche nur die Gassen statt der Gossen.
Die Worte auf den Schildern waren aus Gold,
die Türen waren geöffnet statt verschlossen,
ich suche es und finde es
und halte es und binde es
und leg es euch zu Füßen, wenn ihr wollt.
Deswegen schickt man täglich neue Leute aus,
die halten es sogar für ihre Pflicht
und suchen mich mit Kerzen
im eigenen Herzen,
doch gefunden haben sie mich nicht.