Alben & Lieder

Man freut sich

1966, Text/Musik: Georg Kreisler

Der Tag ist trüb, die Sonne nicht zu sehn,
der Nebel deckt das Tal.
Kein Mensch versucht, den andern zu verstehn.
Das Leben ist normal.
Man plagt und rackert sich zu Tode.
Die Stunden gleichen sich aufs Haar.
Die Lebenslust ist nicht in Mode.
Die Krankheit frißt sich weiter in das Mark,
der Wind weht roh und scharf.
Man freut sich, man freut sich,
daß man dabei sein darf.

Man hält verstörte Kinder an der Hand,
der Donner grollt herauf.
Es regnet auf den Reiseproviant.
die Gleichung geht nicht auf.
Vom Himmel fallen böse Blicke.
Die Zeitung gibt's nur auf Latein.
Ein Affe lenkt unsre Geschicke
und der schläft dabei ein.
Man horcht ins Unverständliche hinein,
weil dort mal einer sprach
Man freut sich, man freut sich
und glaubt, es kommt was nach.

Der Tag steht still. Die Nacht kommt nicht voran
Der Berg vor uns hält Schritt.
Das Herz stöhnt auf. Die Tränen schrein uns an,
doch niemand teilt sich mit.
Der Anwalt findet keine Kunden.
Der letzte Tisch ist reserviert.
Das Radio ist noch nicht erfunden,
der Leu indisponiert.
Man fühlt sich wie ein blinder Postillon,
verzehrt sein Gnadenbrot
und freut sich und freut sich
und freut sich auf den Tod.