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Kapitalistenlied
1965, Text/Musik: Georg Kreisler
Ja, wer sagt denn, 
	daß ich auch wirklich schießen muß,
	weil ich heutzutag 
	einen Revolver trag'?
	Ja, wo seht ihr denn da einen Zusammenhang,
	weil ich "Hände hoch!" von euch verlang?
	Nein, ich liebe euch, 
	und ich schieß' nicht gleich,
	warum habt denn ihr 
	so schrecklich Angst vor mir?
	Ich bin Mensch und Christ,
	und ein Revolver ist
	kein Zeichen von Gewalt,
	wenn ich ihn halt'.
	Ja, wer sagt denn, 
	daß ich auch jemand töten muß,
	wenn ich überdies
	zufällig wirklich schieß?
	Sagt mir, wer von euch das für eine Drohung hält,
	wenn die Kugel fliegt und jemand fällt.
	Nein, ich liebe euch,
	und ich töt' nicht gleich,
	warum habt denn ihr
	so schrecklich Angst vor mir?
	Ich bin Mensch und Christ,
	und ohne Zweifel ist
	ein Mord für mich sehr mies,
	auch wenn ich schieß.
	Ja, wer sagt denn, 
	daß ich nicht eure Freiheit will,
	weil ich ohne Haß
	die Tür verrammeln laß?
	Wieso seht ihr das Haus als ein Gefängnis an,
	weil nur ich nach draußen gehen kann?
	Das ist kein Arrest,
	ich halt' niemand fest.
	Warum habt denn ihr
	so schrecklich Angst vor mir?
	Ist die Tür versperrt,
	bleibt ihr unversehrt,
	ja ihr alle seid
	in Sicherheit.
	Ja, wer sagt denn,
	daß ich nicht euer Bestes will,
	wenn ich Geld verprass'
	und euch was lernen lass'?
	Habt ihr einmal die Schule hinter euch gebracht,
	könnt ihr sehen, wie fröhlich Arbeit macht.
	Nein, ich liebe euch,
	und ich mach' euch reich.
	Nicht charakterlich,
	und nicht so reich wie mich.
	Aber reich genug,
	seid nicht superklug,
	und begnügt euch gleich,
	dann seid ihr reich.
	So kommt Stein auf Stein,
	seht ihr endlich ein,
	daß ich dazu auch 
	einen Revolver brauch?
	Warum ich ohne Haß
	die Tür verrammeln laß,
	und wenn nötig dann 
	auch schießen kann?
	Und wenn ihr das erst einseht, seid ihr frei.
	Dann wählt ihr auch die richtige Partei.
	Dann laßt ich meine Sache nicht im Stich.
	Und dann kriegt ihr Revolver so wie ich.
 
				
				