Alben & Lieder
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Immer nur mit der Angst und mit der Ruhe
1971, Text/Musik: Georg Kreisler
1ster:
	Ich war als Junge schon beim Tanz der Allerbeste,
	das muss ein Vorteil sein,
	das kann doch kein Nachteil sein.
	2ter:
	Ich sang als Kind schon stille Nacht beim Weihnachtsfeste,
	das kann kein Nachteil sein,
	das muss doch ein Vorteil sein.
	1ster:
	Drum ging ich selbstverständlich bald zur Operette,
	das muss ein Vorteil sein,
	das konnte kein Nachteil sein.
	beide:
	Was wär's Theater heute wenn es uns nicht hätte,
	wir tanzen täglich in der Lichter Schein.
	Immer nur mit der Angst und mit der Ruhe
	schräger Hut, schwarzer Frack und spitze Schuhe
	in den Beinen den Takt.
	1ster:
	Das Tableau im zweiten Akt.
	2ter:
	Ach, das Publikum liebt was ich tue.
	beide:
	Mit dem schelmischsten, spitzbübischsten Lächeln,
	tanzten wir durch die Nazijahre mit
	und sangen Deutschland über alles, über alles in der Welt
	und dadurch war man immer im Schritt.
	1ster:
	Doch eines Tages war das Dritte Reich zu Ende,
	das muss ein Vorteil sein,
	das kann doch kein Nachteil sein.
	2ter:
	Ich reichte jeder Siegermacht die gleichen Hände,
	das konnte kein Nachteil sein,
	das musste ein Vorteil sein.
	1ster:
	Ich unterhielt sie unpolitisch völlig harmlos,
	das muss ein Vorteil sein,
	das kann doch kein Nachteil sein.
	beide:
	wir überlebten da nicht beinlos oder armlos
	und stimmten wieder in die Weise ein.
	Immer nur mit der Angst und mit der Ruhe
	schräger Hut, schwarzer Frack und spitze Schuhe
	in dein Beinen den Takt.
	1ster:
	Das Tableau im zweiten Akt.
	2ter:
	Ach, das Publikum liebt was ich tue.
	1ster:
	Jeder Künstler soll fern von Politik sein,
	denn das Leben ist ohne dies schon schwer.
	Man singt zwar Deutschland über alles, über alles in der Welt,
	aber sonst bleibt der Tanz wie vorher.
	2ter:
	Man hört so vieles jetzt von Beat und Hippiekindern,
	das muss ein Nachteil sein,
	aber das kann doch kein Vorteil sein.
	1ster:
	Uns kann kein Hippie unser Lebenswerk verhindern,
	das kann kein Nachteil sein,
	das müsste ein Vorteil sein.
	2ter:
	Für uns erstrahlen noch dieselben alten Lichter,
	das muss ein Vorteil sein,
	das kann doch kein Nachteil sein.
	beide:
	Wir blicken nach wie vor in lächelnde Gesichter
	und singen uns in jedes Herz hinein.
	1ster:
	Wie soll ich mich in Herzen singen, Kollege ...
	2ter:
	... dann geh' ich ins Maxim ...
	1ster:
	... zwei Märchenaugen,  ...
	2ter:
	... da bin ich sehr intim ...
	1ster:
	... wie die Sterne so klar ...
	2ter:
	... jawo’ll die Unterhaltung ganz groß geschrieben ...
	1ster:
	... seid nett zueinander ...
	2ter:
	... als Böhmen noch bei :Öst'reich war ...
	1ster:
	.. Hans Moser - Meine Damen, äh... öh... (nuschel) meine Damen  , ...
	2ter:
	... dein ist mein ganzes Herz ...
	1ster:
	... wo du nicht bist kann ich nicht sein ...
	2ter:
	... hob i scho wieder was foisches g'sogt?
	beide:
	Immer nur mit der Angst und mit der Ruhe
	schräger Hut, schwarzer Frack und spitze Schuhe
	in dein Beinen den Takt.
	2ter:
	Das Tableau im zweiten Akt.
	1ster:
	Ach, das Publikum liebt was ich tue.
	2ter:
	Ja, der Luxus, die Laune und die Liebe
	1ster:
	Champagner
	2ter:
	Immer schick immer Spiegel, immer Charme
	1ster:
	Spiel auf Zigeuner
	beide:
	Und immer Deutschland über alles, über alles in der Welt
	hält sie still, hält sie dumm, hält sie arm.
	Ja, der Lehar, der Kalman, der Strauß
	garantier'n jeden Abend ein bumvolles Haus
	2ter:
	Kennst du dich aus?
