Alben & Lieder

Ich hab sie gefunden

1961, Text/Musik: Georg Kreisler

Ich hab sie gefunden, verspätet, doch endlich,
nach dreißig Sekunden war’s unmissverständlich,
zuerst blieb sie finster, doch das ging vorüber,
ihr Vater ist Installateur,

sie trägt gerne Hüte mit Schleifchen und Bändern,
sie heißt Eva Schlüte, doch das lässt sich ändern,
sie macht grad Examen bei Meyer am Hauptplatz,
dem Herren- und Damenfriseur,

und außerdem noch: sie liebt Operetten,
und außerdem noch: besonders von Strauß, ja,
und außerdem noch: sie isst gern Buletten,
kann kochen und plätten und raucht Zigaretten,
und außerdem noch: sie liest Illustrierte,
und außerdem noch: von Anfang bis Schluß, ja,
und außerdem noch: ich bin schon der vierte,
der ihr imponierte, doch gar nichts passierte,

sie schläft sieben Stunden, sie kleidet sich ländlich,
ich hab sie gefunden, verspätet, doch endlich,
ihr Großonkel Willy macht mir einen Anzug,
dadurch wird er billiger sein,

sie spricht meistens leise, sie spielt Okarina,
sie kennt beispielsweise auch Chau Chau Bambina,
ihr Bruder ist Gastwirt und schon zweiundvierzig,
er spezialisiert sich auf Wein,

und außerdem noch hat sie eine Schwester,
und außerdem noch hat die schon ein Kind, ja,
und außerdem noch: der Mann ihrer Schwester
ist bei dem Orchester, der spielt zu Silvester,
und außerdem noch: der Joachim Schiller,
und außerdem noch: der versucht es bei ihr, ja,
und außerdem noch: dieser Joachim Schiller,
das ist so ein stiller, ich frag mich: was will er,

doch diese Gedanken, die kann ich mir schenken,
ich halt sie in Schranken, ich will sie nicht denken,
ich hab sie gefunden, verspätet, doch endlich,
wir sind uns verbunden, (der Schiller ist schändlich),
und wenn man uns lässt, kann uns gar nichts geschehn,
ich halte sie fest, und wohin sollt ich gehn?,
wir haben uns beide im Mai depeschiert,
dass im Juni geheiratet wird.