Alben & Lieder

Ich hab ka Lust

1968, Text/Musik: Georg Kreisler

Hassen Sie es auch so, wenn man Ihnen was diktiert?
Oder wenn ein Trottel Ihren Namen buchstabiert?
Hält man Sie für einfach und bescheiden?
Und können Sie das, so wie ich, nicht leiden?

Kriegen Sie beim Zahnarzt jedesmal den gleichen Schreck,
denn sobald Sie sitzen, sind die Schmerzen spurlos weg?
Haben Sie eine Gattin und den Kummer gleich dazu?
Dann sagen Sie ihr, wie ich es tu:

Ich hab ka Lust, mit dir in'n Urlaub zu gehen.
Ich hab ka Lust, in deine Seele zu sehen.
Denn in den Urlaub kriegst du mich nicht mit zehn Pferden.
Und deine Seele kann mir ganz gestohlen werden.

Ich hab ka Lust, dir dein Geschwätz zu verzeihn.
Ich hab ka Lust, dein Schnuckiputzi zu sein.
Und wenn du mit mir redest, mach es knapp!
Und was noch besser wär: Gewöhn 's dir ab!

Doch sollte Ihre Gattin sagen »Ich schweig heut«,
dann glauben Sie mir, sie tut das nicht aus Feigheit.
Dann will sie irgend was von Ihnen kriegen
und wird sich dann am Abend an Sie schmiegen.

Sie küßt Sie auf die Stirne oder Glatze
und streichelt Sie an dem und jenem Platze.
Doch wenn sie Sie dann zieht an ihre Brust,
dann schreien Sie: »Nein! Ich hab ka Lust!«

Dieser Satz »Ich hab ka Lust« ist heut Ihr Privileg.
Damit gehen Sie miesen Pflichten einfach aus dem Weg.
Werden Sie bei der Arbeit immer müder?
Sagen S`: »Ich hab ka Lust«, und legen S' sich nieder!

Oder beispielsweise das Finanzamt hält nicht still,
weil es Sie zum Steuerzahlen überreden will.
Manchmal ist es hartnäckig und gibt und gibt ka Ruh.
Dann sagen Sie dem Finanzamt: »Hören Sie zu!

Ich hab ka Lust! Ich hab jetzt grad nichts in bar.
Ich hab ka Lust! Ich zahl im folgenden Jahr.
Denn erstens kostet Zahlen Überwindung,
und zweitens hab ich folgende Begründung:

Ich hab ka Lust, Ich geb das Geld nicht gern her,
Ich hab ka Lust, und es verdient sich so schwer,«
Vielleicht sagt das Finanzamt gar, ich brauch nicht,
denn schließlich zahl ich anderen Leuten auch nicht,

Doch sollte das Finanzamt einen schicken
und einen Kuckuck auf den Perserteppich picken,
dann lassen Sie dem Jüngling sein Vergnügen,
denn vorläufig bleibt doch der Teppich liegen.

Und kommt am nächsten Tage dann ein Wagen,
um Ihren schönen Teppich fortzutragen,
dann sagen Sie ganz eisig und bewußt:
»Der Teppich bleibt! Ich hab ka Lust!«

Kennen Sie den Blau? Kennen Sie den Roth?
Beide hat der Schlag getroffen, beide sind sie tot.
Kennen Sie den Schwarz? Kennen Sie den Grün?
Beide liegen krank im Bett und schwitzen Aspirin.

Ich an Ihrer Stell tät mich genieren.
Krank zu werden, könnt mir nicht passieren.

Ich hab ka Lust, Ich finde, Kranksein ist schlecht.
Ich hab ka Lust, Ich bleib gesund wie ein Hecht.
Und wenn ein Doktor mir sagt, ich bin sehr krank,
dann schrei ich ihn nur an, und dann ist er krank.

Ich hab ka Lust, Ein Kranker wird mich verstehen.
Ich hab ka Lust, zu mein' Begräbnis zu gehen.
Und wenn ich einen Schnupfen krieg, o Schreck,
dann sag ich nur: »Er ist nicht da!« Dann ist er weg.

Doch sollte sich einmal in meinem Leben
der Tod trotz alledem zu mir begeben
und sagen: »Lieber Freund, sei nicht beklommen,
die Stunde schlägt, du mußt jetzt mit mir kommen«,

dann sag ich: »No, es wird mir eine Freud sein,
Nur muß es wirklich ausgerechnet heut sein?«
Und ruft er dann: »Was zögerst du? Du mußt!«
Dann sag ich: »Nein, ich hab ka Lust.«