Alben & Lieder

Geliebt hab ich selbstverständlich nie

1965, Text/Musik: Georg Kreisler

Was die Liebe alles tut, ich hätt' sicher nicht den Mut.
Und trotzdem fällt das alles überhaupt nicht ins Gewicht,
denn ich heirate, ich heirate sie nicht.

Zwar, ich geh' bestimmt wie alle eines Tages in die Falle,
und doch, ich weiß es ganz genau:
Ich heirate eine andere, eine bürgerliche Frau.

Ach ich kann das heut schon sehn, es macht mir keinen Spaß,
an jedem ersten zahl' ich pünktlich Miete, Licht und Gas.
Die Kinder werden größer, so hat man seine Not,
und eines Tages lieg ich da und bin und bleibe tot.

Und jetzt kommt das wichtigste, ich seh's, Gott sei's geklagt,
wie meine Frau, wie meine Witwe, ganz in schwarz,
dem Pfarrer leise sagt:

Er war ein guter Mann, die Kinder war'n von ihm,
ich war mit seinem Bruder vorher auch schon sehr intim,
sein Laster war das Pferderennen und die Lotterie,
geliebt hab' ich ihn selbstverständlich nie.

Die Ehe war perfekt, die Nachbarn ham's gesehn,
vergangen Sommer war'n wir noch in Kreta und Athen,
wir gingen auch zur Oper gern, zuletzt zu "Troubadour",
von Liebe war natürlich keine Spur.

Wir sparten auf ein Haus und kamen nie ans Ziel,
doch jetzt werd ich's bekommen, die Versicherung trägt ja recht viel.
Die Kinder gingen fort von uns, daß muß man ja verstehen,
wir haben uns beim Begräbnis heut seit langer Zeit wiedergesehn.

Er war ein guter Mann und jetzt bin ich allein,
ich nehme an, das ist mal so und sollte auch so sein,
Die Orgel spielte heute unsere Lieblingsmelodie,
geliebt hab' ich ihn selbstverständlich nie.

Doch da kommt mir in den Sinn,
was geschieht, wenn ich der Witwer bin.
denn ich bin noch kräftig, Gott sei Dank,
und vielleicht ist die Frau schon krank

Ja, ich kann mich sehr gut seh'n
schwarzgekleidet zum Herrn Pfarrer gehn,
und ich sag: Herr Pfarrer, hör'n Sie zu,
eines muß ich sagen, entre nous:

Sie war 'ne gute Frau, man sagt das überall,
und daß sie viel getrunken hat, ist sicher nicht der Fall,
und wenn, so war etwas, das selbst ich ihr gern verzieh.
Geliebt hab' ich sie selbstverständlich nie.

Im HAus war sie perfekt, als Mutter obendrein,
Das sie vor mir gestorebn ist, wird Gottes Wille sein.
Ich war auch ganz bestürzt als ich von ihrem Tod erfuhr,
Von Liebe war natürlich keine Spur.

Wir sparten auf ein Haus und kamen nicht vom Fleck
Jetzt koch' ich für mich selber deutsches Beefsteak und Eier mit Speck,
Ich ess auch gerne auswärts, doch das Geld ist etwas knapp,
und wenn ich mit mir selber sprech, dann geht mir die Frau gar nicht ab.

Sie war 'ne gute Frau und ich ein guter Mann,
Ich sehe mir noch von Zeit zu Zeit das Hochzeitsfoto an.
Dann frag' ich mich wieso das kam und hab' kein Alibi.
Geliebt hab' ich sie selbstverständlich nie.
Geliebt? Geliebt?
Geliebt hab' ich sie selbstverständlich nie.

(Off)
Als der Filmproduzent Meierlein eintrifft, den Barbara zunächst für Popov hält, stellt sich das Mißverständnis heraus. Barbara ist überzeugt, daß sie die Wette verloren hat und geht weinend ab, doch der Schein trügt. Die drei Pensionsgäste sind von Barbara begeistert und tragen sich mit Heiratsgedanken, denn jeder ist im Grund' mit sich unzufrieden und fühlt sich geschmeichelt, daß Barbara ihn für einen anderen gehalten hat.
Während sie zusammen mit Knut über die Vor- und Nachteile des Ehelebens philosophieren, kommen sie zu folgendem Ergebnis:

(es folgt das Lied Polterabend)