Alben & Lieder

Gar nichts (Das Lied über gar nichts)

1958, Text/Musik: Georg Kreisler

Es gibt Momente im Leben, da macht ein’m die Freud ka Freud.
Da ist man total asozial, da wär man besonders lieber woanders,
nicht hi und da – und nicht da und hi,
und drum schrieb ich folgende Melodie:

Ich sing jetzt ein Lied über gar nichts,
denn gar nichts macht gar nichts.
Und sagen dann alle: Das war nichts,
dann haben sie vollkommen recht.
Gar nichts kann niemanden schmerzen.
Selbst gar nichts sind Terzen.
Man wird sich’s mit niemand verscherzen –
ja, gar nichts ist gar nicht so schlecht.

Fern auf den Azoren leben Mohren ohne Ohren,
welche sie daselbst verloren durch das Schminken.
Oder: Auf Guyana lebt a kleiner Indianer,
dessen Frau trägt Persianer beim Ertrinken.
Oder: Will man Ziegen züchten, muß man erst mit Fliegen flüchten.
Oder: In den Hafenstraßen sitzen Leut’, die strafen Hasen.
Schreit die Schrecke, schreckt’s den Streiter,
und so weiter, und so weiter,
niemand zwickt’s und niemand sticht’s,
denn das Lied ist – über nichts.

Gar nichts kann gar nichts verkünden.
Iß gar nichts und werde schlank.
Es kann keinen Blinddarm entzünden,
denn gar nichts macht niemanden krank.
Leider ist es auffallend gerecht
und macht daher auch niemanden gesund.

Gar nichts gar nichts wäre, wenn fünf schwere Millionäre
Sekretäre hätten, nur weil sie pompös sind.
Gar nichts kann man machen, wenn acht lachende Fellachen
eines Morgens tot erwachen und dann bös sind.
Nur, weil manchmal Quellen quellen, heißt das, daß Libellen bellen?
Stimmt es, daß die dreisten Mücken ab und zu am meisten drücken?
Wer will schon mit Stadl winken, nur weil er vor Wadl stinken?
Gar nichts ist schon längst verklungen,
und was ich bis jetzt gesungen,

multiplizier ich mit gar nichts
und lösche dadurch alles aus.
Ich hab nichts, verdien nichts und spar nichts
und geh dann befriedigt nach Haus.
Dort sitz ich dann, erleb nichts und erfahr nichts,
außer natürlich: Gar nichts.