Alben & Lieder

Die Zweitausend

1968, Text/Musik: Georg Kreisler

Ich bin zwar meinem Onkel Josef Meyer nie begegnet,
doch trotzdem hat er Donnerstag das Zeitliche gesegnet.
Er war ein Millionär, ein Hans im Glück in allen Gassen,
und hat von elf Millionen mir zweitausend hinterlassen.
Zweitausend ist viel Geld für mich, zweitausend ist a Sache,
wo ich seit Jahrn im Monat hundertfünfunddreißig mache.
Ich sollte jubeln und mich freun mit'm unverhofften Segen,
jedoch ich überleg - und hör nicht auf zu überlegen:

Wenn ich's anleg, gibt es vielerlei Gefahren.
Wenn ich's spare, wird man sagen: Was braucht er sparen ?
Wenn ich's ausgeb, wird man sagen: Ein Verschwender !
Er hat kein Weib, er hat kein Haus
und gibt es aus!

Bin ich hungrig und ich kauf mir was zum Essen,
wird man sagen: Er denkt immer nur ans Fressen.
Wenn mir kalt ist und ich kauf mir einen Mantel,
werden alle sagen: Was braucht der Schmock
ein' neuen Rock!

Und sollte ich die Julischka zur Gattin jetzt bekommen,
werden alle sagen: Ohne Geld hä'tt sie ihn nicht genommen !
Und mache ich Karriere jetzt und hab ich was erreicht,
werden alle sagen: Kunststück! Wenn man erbt, dann ist es leicht.

Kauf ich Aktien, werden sie sagen: Er ist bestechlich.
Mach ich Urlaub, werden sie sagen: Er ist gebrechlich.
Wenn ich's herschenk, werden sie sagen: Er ist meschugge.
Und das ist wahr, ich arbeit schwer,
was schenk ich’ her?

Geh ich trinken, wird man sagen: Wie gewöhnlich!
Hab ich Weiber, wird man sagen: Das schaut ihm ähnlich!
Mach ich gar nichts, wird man sagen: Er ist geizig!
Und kauf ich Bücher und studier,
wer glaubt das mir?

Und sollte ich ins Ausland fahrn, um dort was zu probieren,
dann läßt man an der Grenze mich bestimmt noch arretieren.
Man bringt mich zwar ins Dorf zurück, sobald ich es erklär,
doch alle Leute zeigen auf mich und peinlich ist das sehr.

Darum bin ich gestern abend ausgerissen
und hab alles in den Fluß hinabgeschmissen,
ohne Zögern, ohne Tränen, ohne Reue.
Es machte platsch und schwamm ums Eck.
Jetzt ist es weg.
Vielleicht wird irgend jemand glücklich mit dem Dreck.