Alben & Lieder
enthalten auf
Die Reise nach Jerusalem
Text/Musik: Georg Kreisler
Wenn man so am Abend vor der Glotze sitzt
und der Schalk dem Gottschalk ans den Augen blitzt,
fragt man sich, warum
sitz ich hier so dumm?
Wie geh ich mit meinem Leben um?
Trink ich nur die Milch der frommen Denkungsart?
Such ich etwas? Wohin geht die Fahrt?
Soll ich mich kränken? Mein Leben lenken?
Ja, wenn man Gottschalk sieht, dann fängt man an zu denken.
Die Reise nach Jerusalem
ist sicher unbequem und voller Dreck.
Doch hat man sich erst angepaßt
und etwas Fuß gefaßt, dann kommt man weg.
Dann sieht man Berge, dann sieht man Täler,
man sieht die Fortschritte und jede Menge Fehler,
man rutscht auf Glatteis aus, bekämpft den Sturm
und merkt, der Mensch ist nur ein unbegabter Wurm.
Manchmal verliert man Zuversicht,
weiß plötzlich selber nicht, was man da tut,
schreit alle Leute an und sagt sich voller Wut:
War ich zu Haus geblieben, dann ginge es mir jetzt gut.
Doch war man zu Haus geblieben, was wäre dann?
Dann finge jeder Tag wie jeder andere an,
manchmal ein Genuß,
wie man zugeben muß,
aber nie der Weisheit letzter Schluß,
Denn der Weisheit letzter Schluß heißt unbeirrt,
daß der Mensch sich fortentwickeln wird.
Aber werden wir das schaffen?
Warum denn nicht ? Das schafften auch die Affen.
Die Reise nach Jerusalem
ist sicher kein Problem, und sie tut not.
Denn die Alternative ist,
daß man sich selbst vergißt, dann ist man tot.
Man kann auch tot sein, ein Idiot sein
und glauben, die Sache wird schon irgendwie im Lot sein,
man hat ja Freunde, man hat Kredit-
man kann auch sagen: Bis hierher und keinen Schritt!
Natürlich muß man Liebe haben,
die ist das Hauptprogramm, denn ohne die
ist alles andere ja nur Koketterie.
Dann würde ich sagen, gib dir weiter keine Müh´.
Die Reise nach Jerusalem,
und das ist angenehm, geht stets empor.
Solang man immer weiterreist,
ist man zusammengeschweißt, wie nie zuvor.
Man kann nervös sein, kann kapriziös sein,
nur eines geht auf keinen Fall: Den arideren bös sein.
Man hat den Koffer, hat seinen Paß
und ist auf Reisen, statt auf einem Pulverfaß.
Man landet in Jerusalem,
alt wie Methusalem, nach vielen Jahren.
Sind wir erst dort, wird sich uns etwas offenbaren,
ich weiß nicht, was es ist, jedoch man wird´s erfahren.
Bevor ich weiter animier,
komm doch mit mir als Passagier!
Bald liegt Jerusalem vor dir.