Alben & Lieder

Des Ganoven Nachtgebet

1980, Text: Georg Kreisler

Laß mich in Ruhe schlafen,
ohne mich viel zu strafen -
auch wenn ich ein Verbrecher bin.
Die braucht der Staat ja auch.
Schick' mir im Traum kein Fieber,
traumlos wär mir noch lieber,
weil ich beruflich ohnehin
eiseren Nerven brauch'.

Schenk auch des Schlummers Gabe
dort, wo ich nachts zu schaffen habe,
und gib den so Bestohlenen
zweckmäßigen Ersatz.
Spende auch süße Labe
denen, die ich ermordet habe.
Gib den Hinaufbefohlenen
an Deiner Seite Platz.

Laß mich die Polizisten
leichtfüßig überlisten.
Führe sie auf die falsche Spur.
Denk an mein kleines Kind.
Schütz' alle Delinquenten,
selbst meine Konkurrenten,
weil wir in Deinen Augen nur
hilflose Menschen sind.

Laß mich in Ruhe schlafen.
Hilf mir mit Paragraphen.
Lauert ein Albdruck irgendwo,
halt ihm die Türe zu.
Um meinen Schlaf zu krönen,
laß mich im Traum nicht stöhnen.
Schenk mir, als wär es immer so,
illegitime Ruh.

War ich auch oft verblendet,
hast Du Dich doch nicht abgewendet.
Ohne Dich zu verdienen,
war ich Dir immer nah.
Scheint denn Dein Licht nicht denen,
die sich danach im Dunklen sehnen?
Mir hat es hell geschienen,
ohne daß ich es sah.

Laß mich auf dieser Erden
einmal noch anders werden.
Laß mich nicht in den Himmel ein,
so wie Du mich gemacht.
Sollte es Dir behagen,
dieses mir zu versagen,
schenke mir Deinen Sonnenschein
wenigstens diese Nacht.