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Das Kabarett ist tot
1972, Text/Musik: Georg Kreisler
Das Kabarett ist tot!
	Was tun wir hier im Totenhaus
	beim Leichenschmaus?
	Warum die Scherben erben?
	Laß den Toten ihren Moder!
	Oder regt sich noch was,
	riecht man noch was
	außer den Gebeinen?
	Wenn man sich ganz langsam nach vorne stellt
	und dabei nicht atmet und stille hält,
	hört man noch von ferne in mehreren Sprachen
	Lachen.
	Wenn man noch ein wenig Geduld besitzt,
	und die Ohren, Augen und Zähne spitzt,
	hört man noch, als wollt es sich wieder versöhnen,
	Stöhnen.
	Das Kabarett ist tot!
	Was tun wir hier beim Totenstein
	im Urnenhain?
	Wozu auf Urnen turnen?
	Laß den Toten ihre Sorgen!
	Morgen riecht man nichts mehr,
	schmeckt man nichts mehr,
	außer daß es kalt ist.
	In den Särgen regt es sich dann und wann,
	und es fängt die Deckel zu heben an,
	und es bohr’n sich durch Aluminiumwände
	Hände.
	Hie und da sitzt dort auch ein Lebender,
	im Theater meistens Maßgebender,
	hört die Toten lärmen und schreibt in der Grätsche
	Sketche.
	Die trägt er dann den Sterbenden vor.
	Hört, wie im Chor sie lachen!
	Man klatscht ihn immer wieder zurück.
	Einmal noch glücklich machen!
	Das Kabarett ist tot!
	Es gibt schon was heitereres.
	Das Kabarett ist tot
	und bleibt’s bis auf weitereres.
	Das Kabarett ist mausemieseratzefiese...
	Wer’s nicht glaubt, zahlt eine Mark
	und kauft sich einen Doppelsarg
	Tod.
	Oja...
 
				
				 
				
				