Alben & Lieder

Das Finale

1971, Text/Musik: Georg Kreisler

Vor allem sei eines: Sei unzufrieden jederzeit,
denn Gleichmut ist schädlich, Bescheidenheit macht dick.
Sei zornig! Sei giftig! Vertraue nie der Obrigkeit,
sonst bist du verraten, sonst bricht man dir’s Genick.

Wähl die Seite, die dir passt!
Wähl die Feinde, die du hast!
Durch Lavier’n erreicht man viel,
aber keinesfalls das Ziel.

Wenn du nicht ganz verdummen willst: Bleib unserm Fernsehn fern!
Denn dass du nicht verstummen willst, sieht man immer noch nicht gern.
Traue nie den Schlagermelodien,
baue nie auf Kinoindustrien!

Räson ist Symptomebehandlung,
Räson nützt nicht viel,
weil die Herrn, die uns bezwingen, Zuckerbrot und Peitsche schwingen.
Was sie uns an Gutem bringen, nehmen sie zurück.

Und über allem steht der Profit!
Machst du Geschäfte, hast du Kredit!
So wirst du zum Lohne ausgequetscht wie ne Zitrone.
Und am Ende bist du ohne, nämlich ohne Freude und Geld.

Wir müssen was ändern, das leuchtet sicher jedem ein!
Der Kapitalismus ist unmodern und schlecht.
Doch er wird nicht gehen, wenn wir uns nicht von ihm befrein,
das ist unsre Zukunft und unser gutes Recht!

Ich ruf auf zur Meuterei!
Stürzt den Staat und werdet frei!
Nur aktive Resistenz
führt zur letzten Konsequenz.

Krieg für den Groß- und Hochfinanz hatten wir schon oft genug.
Krieg für das Heil des Vaterlands ist genauso ein Betrug.
Kämpft euch frei! Geht keinem in die Falle!
Kämpft euch frei! Es gibt genug für alle.

Wer die kleinen Leute betrügt,
der ist meistens feig.
Laßt euch von den Krämerseelen nie mehr eure Freizeit stehlen!
Warum soll euch alles fehlen, ihnen aber nichts?

Revolution heißt Humanität.
Revolution, weil’s anders nicht geht!
Da gibt’s kein Jonglieren und auch kein Argumentieren.
Denn Tyrannen kann nur mit einem konfrontieren: Gewalt!

Und das heißt kurz gesagt:

Es gibt kein Alleinrecht, das irgendjemand zusteht,
Besitz auf Kosten andrer ist heimtückisch und schlecht.
Drum seit dem Rebellen in seinem Kampf verbunden,
verpfeget seine Wunden: Er kämpft für euer Recht.

Merkt euch das! Merkt euch das! Merkt euch das!
Nochmal: Merkt euch das! Jawohl!

Und wenn das banal klingt, ist das vollkommen egal:
Jede große Änderung war anfänglich banal.
Eine Sache lässt mich aber immer noch nicht ruhn:
Was kann ich als einzelne im Einzelfalle tun?

Erst muß jeder wissen, was ihn nach wie vor bedroht:
Ungerechtes, Ungereimtes, Armut, Krieg und Tod.
Und wenn er das weiß, dann ist der nächstliegende Schluß,
daß er sich’s nicht unbedingt gefallen lassen muß!

Wer sich nicht gefallen lässt, daß man ihn schikaniert,
muß es unterstützen, daß die Jugend rebelliert!
Ihr seid mitverantwortlich, drum legt euch nicht auf’s Ohr!
Helft uns mit der neuen Welt, macht’s besser als zuvor!
Die Zukunft rollt und ist aus Gold,
wenn ihr es wollt.
Vergeßt nicht!