Alben & Lieder
enthalten auf
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				  Allein wie eine MutterseeleGeorg Kreisler 2006 
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				  Rette sich wer kannGeorg Kreisler 1976 
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				  Willnauer spielt KreislerJörg-Martin Willnauer 2006 
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				  Wenn ihr lachen wolltGeorg Kreisler mit Barbara Peters 2001 
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				  Wenn die schwarzen Lieder wieder blüh'nGeorg Kreisler mit Barbara Peters 1987 
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				  Mit dem Rücken gegen die WandGeorg Kreisler mit Barbara Peters 1979 
Das Begräbnis der Freiheit
1976, Text/Musik: Georg Kreisler
Aufnahme A
	Vergangenen Montag Morgen war Begräbnis. 
	Man trug die Freiheit zu Grab. 
	Es war für mich beinahe ein alltägliches Erlebnis, 
	wie ich es öfter jetzt hab. 
	Man gab sich feierlich, um auszugleichen, 
	daß man sie mordete in West und Ost. 
	Sie lag in ihrem Sarg und sah so aus wie alle Leichen: 
	Jenseits von Sorge und Frost, 
	als könnt man sie erreichen 
	per Post. 
	Ich glaube, ihren Mördern war es peinlich. 
	Der eine weinte gar sehr. 
	Er fühlte sich verraten und verloren augenscheinlich, 
	weil sie nur tot war, nicht mehr. 
	Der Priester lächelte und trug Zylinder. 
	Familie gab es nicht, sie blieb allein. 
	An ihrem Sarge standen ganz besonders viele Kinder, 
	statt in der Schule zu sein. 
	Sogar ein kleiner Blinder  
	sah herein. 
	Man schloß den Sarg und ging zum Grabe. 
	Der Weg war lang. Das Glöckchen bimmelte und bimmelte 
	und hörte nie mehr auf. 
	Der Priester sprach ein letztes frohes Wort. 
	Man gab den Totengräbern rasch ihr Trinkgeld. 
	Und niemand sagte irgendwas von Mord. 
	Man schwieg sich aus, als wär man auch so tot wie sie. 
	Und dann war endlich das Begräbnis um. 
	Man traf sich noch zum Abschied vor den Toren. 
	Der Blick ist schön dort ins Tal. 
	Man wußte zwar, man hatte etwas Wichtiges verloren, 
	doch schien es seltsam egal. 
	Man stieg ins Auto ein und fuhr zum Essen. 
	Jemand versprach etwas, doch was verspricht's? 
	Am nächsten Morgen hatte man die Freiheit längst vergessen, 
	das ist der Schluß meines Berichts. 
	Auch in den freien Pressen 
	stand nichts. 
	Ihr Grab liegt hinten in der Nähe Don Qixotes, 
	und ich besuch es manchmal heimlich - und aus trotz.