Alben & Lieder

Dann geht's mir gut (Dann schlaf ich gut)

1972, Text/Musik: Georg Kreisler

Ich servier jetzt schon so lang, daß ich’s kaum glaube,
Kaffee und Torte, Braten, Weine, Biere
den Gästen im Hotel zur Goldenen Traube.
Sie essen, sie beschwern sich, ich kassiere.
Sie essen große Steaks und kleine Fische,
sie spucken aus, sie bleiben mir was schuldig,
sie legen Makkaroni auf die Tische.
Mir geht’s nicht schlecht, ich bin nur ungeduldig.

Ich werde nicht der erste sein,
der Handgranaten streute.
Ich wird auch nicht der letzte sein:
Soviel weiß ich schon heute.

Und wenn der Fackeln Widerschein
die Straßen hell erleuchtet
im Kampf für die Entmachteten
und die Verachteten,
krieg ich statt Trinkgeld
einen Eimer Blut:
Dann geht’s mir gut,
dann geht’s mir gut!

Ich werde nicht der erste sein,
dazu fehlt mir die Güte,
ich wird auch nicht der letzte sein
mit Bomben in der Tüte.

Ich bringe dem Herrn Staatsanwalt
sein Erdbeereis mit Früchten.
Und wenn dann dieser Nimmersatt
im Schlund mein Messer hat,
und mit der Nase
in den Früchten ruht:
Dann geht’s mir gut,
dann geht’s mir gut!

Mir ist nicht bange,
ich zwing‘ sie auf die Knie.
Schon viel zu lange
hab ich Demokratie.
Ich will vergessen!
Will auch selbst was fressen!
Genug von Angst, genug von Geld –
ich möcht‘ nur wissen, daß ich leb in dieser Welt!

Ich muß ja nicht der erste sein,
ich bleib gern in der Masse.
Doch wird ich nicht der letzte sein,
ich weiß ja, wie ich hasse.

Und wenn mich dann mein Junge fragt,
warum ich mich so freue,
zeig ich ihm vom Herrn Prokurist,
was von ihm übrig ist,
und von Frau Amtmann
mit dem schönen Hut:
Dann geht’s mir gut,
dann geht’s mir gut!