Alben & Lieder

Achtzehn Jahre

1956, Text/Musik: Georg Kreisler

Es war Liebe auf den ersten Blick.
Es war klar, sobald wir uns gesehen.
In unserm Fall, da gab es kein Zurück,
da gab’s nur eins: stürmisch vorwärts sehen.
Wir schwuren unsrer ew’gen Treue Schwur,
am nächsten Tage sollt‘ ich dich entführn.
Doch du hast nicht gewußt, um wieviel Uhr,
und hast gesagt, du wirst telefoniern.

Achtzehn Jahre warte ich bereits auf deinen Anruf.
Achtzehn Jahre sitz ich ganz allein beim Telefon.
Vielleicht liebst du mich nicht mehr,
und das zu sagen, fällt dir schwer.
Es ist eine sonderbare Situation.

Achtzehn Jahre warte ich bereits auf deinen Anruf.
Und die letzten sieben Wochen bin ich sehr nervös,
denn ich habe das Gefühl,
du bist ein kleines bißchen kühl.
Liebling, was hab ich getan, warum bist du denn bös?

Warten ist auch eine Tugend,
doch würd ich diese niemand raten.
Ich verbring den Großteil meiner Jugend
in einem Fernsprechautomaten.

Achtzehn Jahre warte ich bereits auf deinen Anruf.
Einmal hat’s geläutet – das war an einem vierten Mai.
Ich hob ab in zwei Sekunden,
-„Falsch verbunden.“
Doch das macht nichts, ich weiß es ja: Du bist und bleibst mir treu.

Du hast ja sicher deine Gründe,
sonst ließ’t du mich nicht warten hier.
Dran zu zweifeln wäre Sünde.
Vielleicht hast du den Schilling nicht bei dir.

Achtzehn Jahre warte ich bereits auf deinen Anruf.
Jeden Morgen kommt ein alter Würstelmann vorbei.
Der labt mich dann mit Trunk und Speise,
das sind zumeistens kalte Heiße,
manchmal nimmt er auch mein Ruderleib’l in die Wäscherei.

Achtzehn Jahre warte ich bereits auf deinen Anruf.
Achtzehn Jahre hab ich hier am Telefon verträumt.
Was in der Welt derweil geschehn,
davon hab ich kaum was gesehn.
Doch der Würstelmann, der sagt, ich hab net viel versäumt.

Manchmal gerate ich ins Schwanken,
und denk, du könnt’st dir einen andern nehmen.
Ja, wenn man alt wird, da kommen so Gedanken.
Doch ich mußte meine Eifersucht bezähmen.

Achtzehn Jahre warte ich bereits auf deinen Anruf.
All´s was recht ist, mir fallt das Warten gar net schwer.
Da gibt es Leut‘, die würden sagen:
Du hast dich sonderbar betragen!
Doch für dich, da wart ich auch noch achtzehn Jahre mehr!
Aber dann, aber dann, aber dann,
dann muß ich zum Friseur.