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Ein Prophet ohne Zukunft

Georg Kreisler
Moewig-Verlag, Rastatt Diana-Verlag AG, Zürich 1990
ISBN 3-905414-88-0

Kurzbeschreibung

Roman Am Anfang ist eine Idee nachzulesen, die eines "Taubenvergifters im Park " würdig ist: "Leben" rückwärts gelesen ergibt "Nebel". Das darüber ein 14-jähriger ins Sinnieren geraten kann, ist glaubhaft, und das derselbe mit 15 die Annektion Österreichs als Akt der Nebelfreiheit empfand, ist schwarzhumorig konsequent. In jedem der 11 zumeist mit weiblichen Vornamen gekennzeichneten Kapitel findet sich mindestens ein in sich geschlossenes Kabinettstückchen, das eine/n bei Laune hält. Die Füllmasse zwischen diesen Stückchen erinnert allerdings mit seinen dick aufgetragenen, schwarz-weißen Bildern ein wenig an den frühen Simmel der Endfünfziger. Aus dem Franz in der HJ, wurde bald der Kriegsgefangene in Rußland und 1948 der von der 3-Nächte-Ehefrau entäuschte Australienauswanderer. Elli wollte endlich für sich alleine sein, frei von ihrer nörgeligen Mutter und der jüngeren Schwester mit Down-syndrom, und den Franz hatte sie schon als kleines Mädchen angehimmelt. Sie war 18 als sie heirateten und sie das Kind empfing und er in Kriegsgefangenschaft geriet und sie nicht wußte, ob er überhaupt noch lebte. Und natürlich hatte sie dann rege Bekanntschaft mit den Repräsentanten der Sieger-mächte gepflegt - wie sonst hätte sie al-le durch die Nachkriegszeit bringen kön-nen. Und auf der Spanplatte dieses Funda-ments erklärt sich dann die Treu-, Ehr-und Bindungslosigkeit des Kindes dieser beiden ... Das Ziel, diese Bindungsunfähigkeit innerhalb der Nachkriegsgeneration eingehend zu untersuchen, ist gerade wegen der feuilletonesken Leichtigkeit Kreislerscher Pointen zu hoch bzw. zu tief gesetzt gewesen. Einzelne Szenen, mit eigenen Überschriften und ohne den Zwang ein großes, inhaltsschwangeres Ganzes mit dem Etikett ROMAN ergeben zu wollen, wären vermutlich wenigstens zu einem Rundum-Schmunzel-Genuß geraten. Der bei Kreisler geliebte skurrile Witz wurde aber von der vordergründigen Plattheit der Rahmenstory nahezu neutrali-siert. Dann schon lieber den Chauvinismus von Kishon, der damit charmanter und letztlich auch bestechender umzugehen vermag. PROPHET OHNE ZUKUNFT ist das stur unausgegorene Alterswerk eines bis dahin geschätzten Kabarettisten, an dessem Handwerk offenbar viele Erkenntnisse, z.B. der Entwicklungspsychologie und des Feminismus, keine weiterführenden Spuren hinterlassen durften. Schade! Eine Veralberung des Titels würde aber weder ihm noch uns weiterhelfen.