Biographie

Georg Kreisler, österreichischer Schriftsteller, Kabarettist und Komponist, *Wien 18.7.1922, †Salzburg 22.11.2011.

Kreisler, der während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in die USA emigriert war, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit zynisch-makabren "Liedern zum Fürchten" berühmt, die er selbst schrieb, komponierte und vortrug (Harenberg Kompaktlexikon, 1994). Er starb am 23.11.2011 im Alter von 89 Jahren in Salzburg.

Georg Kreisler über sich selbst (1960):

"Geboren am 18. Juli 1922 in Wien. Als Sohn eines ehrbaren Rechtsanwaltes. Sehr strenge Erziehung. Einziges Kind. War sehr früh entschlossen, Musiker zu werden. Mein Vater, dem ein anderer Beruf lieber gewesen wäre, entschloß sich trotzdem, meine musikalische Ausbildung zu finanzieren. Ich lernte Klavier und Violine spielen, daneben Musiktheorie. Da ich außerdem noch auf das Realgymnasium ging, war ich überbelastet. Durchschnittsschüler. Faul. Als ich knapp 16 Jahre war, machte Hitler meinem sechzehnstündigen Arbeitstag ein Ende. Da wir Juden waren, mußten wir Wien verlassen, wanderten nach Hollywood aus, wo ich einen Vetter beim Film hatte.

Plötzlich mußte ich Geld verdienen. Ich gab Klavierstunden, probte mit Sängern, arrangierte Filmmusik. Mit 19 Jahren dirigierte ich einige musikalische Revuen, auch Opern in einer Opernschule, wo ich korrepetierte. Ende 1942 wurde ich zur amerikanischen Armee eingezogen und als Übersetzer und Dolmetscher nach Europa geschickt. Ehe ich jedoch zum Einsatz gebracht werden konnte, hatte ich ein Soldaten-Musical geschrieben. Da es großen Erfolg hatte, gestattete man mir, mit einer Truppe von Lager zu Lager zu reisen und die Soldaten zu unterhalten. Ich schrieb die Texte selber, auf englisch natürlich, und so wurde Englisch meine zweite Sprache. Kurz nach Kriegsende wurde ich entlassen und kehrte nach Hollywood zu meinem Vater zurück.

Ein Jahr lang arbeitete ich an mehreren Filmen als musikalischer Berater, Dirigent und Arrangeur, wurde aber dieser eintönigen und unkünstlerischen Arbeit bald müde und ging nach New York. Ich begab mich auf den Weg ins Kabarett, versuchte Lieder und komische Monologe zu schreiben, wollte meine eigenen Chansons bringen und mich dabei auf dem Klavier begleiten. Ich bediente mich eines neuen Stils, in dem die TragiGroteske - humeur noir - vorherrschte. Ich hatte zwar Erfolg, aber nur in einem begrenzten Kreise. Funk und Fernsehen wollten dagegen von den erprobten Erfolgsformeln nicht lassen. Auch die Schallplattenindustrie war nicht bereit, meine Chansons zu übernehmen. Als ich auf eine längere Tournée durch die Vereinigten Staaten ging, stieß ich allenthalben auf Unverständnis: die Zuschauer lärmten, Funk und Fernsehen zensurierten meine Texte, bis nichts Originales übrigblieb, alles Makabre wurde gänzlich abgelehnt. Vier Jahre lang sang ich dann in einem New Yorker Nachtlokal den Gästen mehr oder minder gepfefferte Chansons vor, zu denen ich mich auf dem Klavier begleitete. Nach vier Jahren dieses Dahinvegetierens hatte ich genug und fuhr nach Europa. In Wien begann ich von neuem mit makabren Chansons, diesmal auf deutsch, und obwohl mir Deutsch zunächst noch schwer fiel, hatte ich sofort Erfolg.

Jetzt lebe ich in Wien, arbeite für Funk und Fernsehen, schreibe musikalische Komödien, Theaterstücke ..."

Nach einer Zwischenstation in Basel lebt Kreisler heute in Salzburg, zusammen mit seiner Frau Barbara Peters, mit der er verschiedene CDs aufnahm und bis April 2001 auch Konzerte gab.

"Ich begreife mich natürlich als politischer Liedermacher, eigentlich fast mehr als Schriftsteller denn als Liedermacher - ich mag das Wort eh nicht sehr. Von den Produzenten, Veranstaltern und Kritikern bin ich auch immer politisch begriffen worden, wurde immer sehr vorsichtig und dosiert eingesetzt - das geht auf die vierziger Jahre zurück, bis heute...
Politisch einzuordnen dürfte ich schwer sein, Partei gehöre ich keiner an, bin noch immer amerikanischer Staatsbürger, Heimat habe ich keine. . ."

Georg Kreisler in einem Gespräch mit Thomas Rothschild

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