Alben & Lieder

Immer wenn, immer dann

1979, Text/Musik: Georg Kreisler

Ich komm aus einer komischen Familie
die Mutter roch nach frischer Petersilie
der Vater roch nach ranzigen Kastanien
mit vierzehn Jahren türmte ich nach Spanien.

Dort traf ich einen Gangster namens Carlos
wir lebten wunderschön doch nicht gefahrlos
und schließlich kehrte ich zurück nach Celle
und Carlos blieb als Toter auf der stelle.

Seither sag ich mir stets ja so geht´s:

Immer wenn
immer dann
immer stirbt ein Mann
den man brauchen kann
doch er denkt nicht dran.
Immer dann
immer kaum
lässt er mich allein
und dann muss ich wieder tief erschüttert sein.
Immer fort und immer wieder
unverantwortlich
lässt er mich im Stich,
darum frage ich.
Ich weiß ja nicht Bescheid und heiße Gretchen
ist das immer so bei unterdrückten Mädchen.

Ich erbte damals große Immobilien
verkaufte sie und reiste nach Brasilien
dort herrschte ein Diktator namens Guido
zur Hochzeitsreise fuhr´n wir an den Lido.

Der Guido war der Boss und ich die Bossin
ich hatte ein Gewehr und ich erschoss ihn
das Volk war mir sehr dankbar keiner klagte
drum hielt ich eine Rede und ich sagte.

Liebes Volk, Frau und Mann hört mich an:

Immer wenn
immer dann
immer stirbt ein Mann
den man brauchen kann
doch er denkt nicht dran.
Immer dann
immer kaum
nach der Anlaufzeit
brauch ich unbedingt ein neues schwarzes Kleid.
Immer fort und immer wieder
räumt er feig das Feld
keiner sagt mir dank
ich krieg nur sein Geld,
darum frage ich.
Davon kauf ich mir ein paar Zertifikätchen
ist das immer so bei unterdrückten Mädchen.

Ich lebe statt in Celle jetzt in Bayern
und helfe andern Frauen sich befreiern
wir Frauen sind nämlich viel zu fromme Lämmer
ich schreib für eine Zeitschrift namens Emma.

Erschießen lässt sich zwar nicht gut vermarkten
doch handle ich erfolgreich mit Infarkten
ein Mann muss jeden Abend seinen Zank ham
und weniger im Kopf als auf der Bank ham.

Jede Witwe, jede Braut singt jetzt laut:

Immer wenn
immer dann
immer stirbt ein Mann
den man brauchen kann
doch er denkt nicht dran.
Immer dann
immer kaum
stirbt er oft noch jung
ja wo bleibt da uns´re Gleichberechtigung.
Immer fort und immer wieder
und erbarmungslos
beißen sie ins Gras
und wir erben bloß.
Die Renditchen, die Pensiönchen und die Brötchen
ist das immer so bei heimatlosen unglücklichen abhängigen tief gebückten unterdrückten Mädchen.