Alben & Lieder

Die Tränen des Baron von Felsenstein

1979, Text/Musik: Georg Kreisler

Weit in einem überwucherten Land,
rat, was ich dort zufällig fand:
Die Tränen des Barons von Felsenstein.
Anspruchslos, unerkannt

fließen sie in einen schweigenden See.
Fall’n niemand auf. Tun niemand weh.
Die Tränen des Barons von Felsenstein –
schon seit eh und je.

Hier besitzt er acht Fabriken
und ein Haus voll Domestiken,
hält sich Vieh, Industrie;
aber weinen tut er nie.

Weinen läßt er Prokuristen,
Spezialisten, die zum Weinen schon geboren sind.
Er glaubt ans Telefon,
an Zucht, an Religion,
und dagt manchmal zu seinem kleinen Sohn
in wasserdichtem Ton:
Schon Opa war Baron!

Dort in jenem überwucherten Land
fließen sie fort, seltsam konstant,
die Tränen des Barons von Felsenstein
wie ein Silberband.

Sie glitzern kristallinisch klar im Widerschein des Lichts,
und sie nützen nichts.