Alben & Lieder

Die Gattin

1979, Text/Musik: Georg Kreisler

Morgens – dich. Abends – dich.
Immerzu – dich. Dein Lächeln. Deine Güte.
Frühstück – dich. Zeitung – dich.
Nie ohne dich. Auch Schlaf nicht – Gott behüte!
Rosen im Arsche. Stets auf dem Marsche.
Treu und ergeben wachst du über mich.
Hier steht mein Teller. Bäuchlein wächst noch schneller.
Gute Frau: Wohin ich schau,
seh ich – dich. Nichts als – dich.
Klug und mit Fleiß bei Bett und Bier und Bade.
Demütig zärtlich blicke ich dir zu.
Müde bin ich nicht, aber trotzdem hab ich Ruh.

Draußen ist Flitter, ein kleines Gewitter
und irgendwo schreit man zum Teufel hinein.
Liebende huschen durch Nischen und Duschen
und zittern vor Aufregung, glücklich zu sein.

Draußen gibt’s Flimmer, das Leben wird grimmer.
Das Leben ist Kampf und die Liebe ist kurz,
sang die Geküßte, und wehende Brüste
und sengende Sonne und flammender Sturz.

Soll ich es wagen, den Löwen zu jagen,
das Haus zu verbrennen und hinter mir Staub?
Soll ich was brüllen? Den Erzbischof killen?
Soll ich mich verbeißen in das, was ich glaub?

Schlagt das Gelichter in aller Gesichter,
ich bin der Größte, der Höchste, der Gott!
Ich bin der Feinste, doch auch der Gemeinste.
Ich mach, was ich will, und ich mach es zu Schrott!

Für Gefahr bin ich immer zu haben.
Ohne Risiko hätte das Leben doch gar keinen Sinn.
Uns’re Zukunft macht Spaß,
und ich seh auch schon was.
Denn ich seh – wißt ihr, was?

Ich seh – dich. Wieder – dich.
Dich und den Topf, das Staubtuch und den Besen.
Rund um dich gibt’s nur – dich.
Heiligenbild, verziert mit Majonaisen.
Weihnachtsgeschenke. Edle Getränke.
Hähnchen am Grill und Pudelchen im Bett.
Muttertagsblümchen. Malzkaffee mit Krümchen.
Fromm und schlicht, Engelsgesicht,
grüß ich – dich, ewig – dich,
dich und dein Werk, zu dem auch ich gehöre.
Sehnsüchtig sabbernd sage ich dir Dank.
Leben läßt sich’s schön, aber leider auch zu lang.
Heimlich vergaß man, wo die Zeit verblieb.
Gut, daß wir gesund sind,
ja, ich hab dich lieb.