Alben & Lieder

Wien, Wein, Walzer

1997, Text/Musik: Georg Kreisler

Wer sich nicht retten kann, der kann kein Wiener sein,
weil das Retten uns so gefällt.
Man geht zum Heurigen -
sogar ein´ teurigen -
denn dort rettet der Wein die Welt.
Die Vogerln singenen, die Knospen springenen,
und die Geigen jauchzen auf,
und der Knödeltenor mit der Zither
singt im Chor mir ins Ohr:

Wann der Genscher mit´m Carter ein´ Walzer tanzt,
ja, wer redt dann noch vom Atom?
Wann der Papst mit´m Breschnew a Weinderl sauft,
geht er g´wiß nimmer z´ruck nach Rom.
Zwar die Sachzwänge machen das Leben schwer,
doch die sind im Walzerschritt keine Zwänge mehr.
Wann der Kohl und der Vance und der Giscard d´Estaing
nur ein´ Walzer tanzt, das war riesengroß,
denn dann sind wir die Sorgen los.

Wenn die Chinesen schrei´n, wir wollen mächtig sein,
schenk a Glaserl ein und schrei: „Prost!“
Und wenn die Inder schrei´n, wir wollen nicht hungrig sein,
lads´ zum Schnitzerl ein nach Wien, als Trost.
Laß die Araberhirn´
aufs Öl sich konzentriern,
denn wir brauchen kein Öl, nur ein´ Wein.
Denn im Prater blühen wieder die Träume.
Komm, Tenor, sing mir vor!

Wann der Scheel mit´m Gromyko ein´ Walzer tanzt,
ja, dann hätt die Welt was davon.
Wann der Bahr mit´m Barzel a Weinderl sauft,
gehns´ ganz g´wiß nimmer z´ruck nach Bonn.
Sind in Afrika zu viel Neger da,
nachher bringts den besten Wein g´schwind nach Afrika!
Wann der Strauß und der Brandt und Musjöh Mitterrand
nur ein´ Walzer tanzt, hier im Mondenschein,
das könnt uns von den Sorgen befrein.
Doch die Leut´ sind zu schüchtern,
die bleiben lieber nüchtern,
statt in Wien zu sein
bei ein´ Glaserl Wein.
Und drum tanzen nur wir ganz allein. Hallo!