Alben & Lieder
Wenn ich wenigstens meine Träume hätt
1983, Text: Georg Kreisler
Man hat mir genommen den Stein, auf dem ich saß
und meine Trauben aß.
Man hat mir genommen den Frühlingsschmerz
und aus meinem Kopf das Herz.
Man hat mir genommen die Ruhe aus meinem Lied
und was am Mond geschieht.
Auch ich bin jetzt Sklave und denke fest
an das, was sich denken läßt.
Was ein jeder denkt, denk ich gehorsam mit.
Alles andere ging verschütt.
Wenn ich wenigstens meine Träume hätt!
Doch auch die sind irgendwo, ganz weit von hier.
Hilf mir doch! Spiel mit mir!
Laß uns zu zweit in einem Husch verschwinden!
Laß uns was finden, das uns niemand — außer uns!
Wenn man wenigstens einen kaufen könnt!
Doch die Träume, die man kauft, sind Stereo.
Hilf mir doch! Lauf nicht so!
Draußen ist immer noch kalter Winterschlußverkauf.
Mach ja nicht deine Augen auf!
Schweig davon!
Traum steht nicht zur Diskussion.
Früher war ein Traum aphroditisch,
heute ist ein Traum neurotisch und politisch.
Unser Leben gleicht dem Butterbrot:
Wenn man auf die Butterseite fällt, dann ist man tot.
Wenn ich wenigstens meine Träume hätt!
Doch die Träume, die ich träum, sind Bürgerpflicht.
Hilf mir doch! Stirb noch nicht!
Führ mich hinaus von hier, in den deutschen Steppenwind,
wo illegale Träumer sind!
Kennst du das Land, wo die Schablonen blühen?
Von dort möcht ich mit dir nur fort, Geliebte, ziehen.