Alben & Lieder

Der Hochzeitstag

1964, Text/Musik: Georg Kreisler

Schaun Sie sich mein Rosel an,
wie sie mich umflattert!
Daß sie mich vergöttert, kann ein Blinder heut schon sehn.
Morgen werdn wir Frau und Mann.
Ich hab sie ergattert.
Und sie ist verrückt nach mir, no, das kann ich verstehn.
Sind wir erst verheiratet, dann kann ich prophezein,
niemand wird wie wir so glücklich sein.

Denn sie wird kommandieren
und mich schikaniern
und verwünschen jeden Tag, den sie mit mir verbringt.
Sie wird mich peinigen
und mir schriftlich bescheinigen,
wie sie über mich zerspringt.

Ich werd mich plagen
und sie wird sagen,
daß unser Nachbar Jossel Braun viel mehr verdient.
Und kommt ein Kind zur Welt,
als Gottes Schmerzensgeld,
wird sie sagen: Armes Kind!

Und täglich wird sie wünschen Gottes Feuer auf mein Haupt.
Sie weiß, Gott macht das nicht sehr oft.
Doch komm ich abends müd nach Hause,
dann wartet sie, wenn sie nicht schloft.

Dann lächelt sie und wird grob,
wirft mir ein' Schuh am Kopp
und erzählt die ganze Nacht, wie ich ihr das Leben verhunz.

Und ihre Mutter gar
wird noch leben fünfzig Jahr,
davon jeden Tag mit uns.

Sie sehen, unsre Ehe nimmt ein' harmonischen Verlauf,
soweit ich das schon heute überseh.
Nur später, wenn die Kinder groß sind
und fortgehn, das tut Rosel weh.

Dann weint sie bitterlich,
zur Abwechslung schimpft sie a bissel auf mich,
weil ich ihr so viel Kinder mach und sie nicht vorher frag.
Doch jetzt genug geredt!
Ich muß nach Haus zu Bett.
Morgen ist mein Hochzeitstag.