Alben & Lieder

Das Gebet keiner Jungfrau

1983, Text: Georg Kreisler

Leer wär die Welt, schwer wär die Welt,
Nie die heutige, die bunte, wär der Herrgott keine Tunte.
Nichts wär erfreulich, hach, es wär abscheulich!

Kahlt wär es hier, schal wär es hier,
Jeder Tag wär zum Erbarmen,
Wär der Herrgott nicht uns Warmen
Sonnenumsponnen positiv gesonnen,

Grau wär es hier, schadenfroh und zynisch
Säuerlich und klinisch
Hilflos und ordnungsgemäss –
Wie Schweizer Käs!

Grau wär mein Kleid, gräulich meine Miene
Nirgends Crepe de chine!
Nichts wie Religion und harter Stuhl.
Aber: Gott bleibt schwul!

Müde bin ich geh zur Ruh,
Schliesse alles, was ich habe.
Lieber Gott, du süsser Knabe
Kriech in mein Bettchen – liebes süsses Göttchen!

Döse mit mir, löse mit mir
Die Gehässigkeit des Bösen – ich allein KANN sie nicht lösen!
Bleibe mein Hoffnungsstrahl! Werde nie „normal“!

Jeden Morgen auf dem Markte steht Armand, die süsse Sau
Wenn mir Gott den Mann verargte, wäre der Junge eine Frau!
Jeden Mittag nach der Schule nimmt mich Peter mit nach Haus.
Gott sieht gnädig auf uns Schwule, denn sonst wär es längst schon aus!
Und am Abend kommt der Traugott, der mein kleines Herzchen stahl.
Wär der der Herrgott eine Fraugott könnt‘ ich‘s NIE ein drittes Mal!

Ja! Leer wär die Welt, schwer wär die Welt,
nicht so häppy und fantastisch
wäre Gott nicht päderastisch.
Nein, das wär was Tristes.
Gott sei Dank, Du bist es!!

Und sollte es mir passieren, mal allein zu sein
Und aus irgendeinem Grund kein kleines Schwein zu sein,
Dann spreche ich ganz leise und diskret
Das folgende Gebet:
Ich bin klein, mein Arsch ist rein,
Soll niemand drin wohnen als…
Wer wohl allein?