Alben & Lieder

Der schöne Heinrich

1958, Text/Musik: Georg Kreisler

Ich bin ein gerechter, durchschnittlich echter
Wiener - g'schamster Diener.
Verdien bei der Firma, Freundin heißt Irma
Lehmann, die wohnt neb'nan,
und das ist der springende Punkt:
Als ich ging in die Firma, war Irma mir gut.
Doch das Wohlwollen endete, denn Irma wendete
Sich ab, und ich hab a Wut.
Soll ich nun erläutern, woher das Meutern
Irmas – na, probiern mers:
Sie ist nicht von Sinnen, noch tut sie spinnen,
sondern sie hat an andern.
Doch den andern, den hat nicht nur sie,
den hat auch die Valencia und die Marie,
die Lucie, die Lizzi, die Helga, die Helen,
alle finden ihn ausgesprochen schön:

Ausgesprochen schöner Heinrich,
der die Liebe entfacht.
Ausgesprochen schöner Heinrich,
sag mir, wie man das macht.
Frauen lechzen nach dir,
Frauen krächzen nach dir,
Frauen frieren für dich,
funktionieren für dich,
o sie flattern für dich,
kriegen Blattern für dich,
und so ein lebender Busen wird bebender...
Ausgesprochen schöner Heinrich,
gib’s Geheimnis mir preis,
wie es kommt, das die Frauen dich so schrecklich lieben,
aber du bleibst wie Eis.

Die Irma kann lüstern immer nur flüstern:
Heinzi, und dann weint sie.
Dann geht sie sich kämmen,bleich wie ein Emmen-
taler, ein ovaler.
Von den Konkurrentinnen sagt sie, sie gönnt ihnen
allen normalen Gebrauch,
und dann schießt sie auf Valencia, der Helga, der rennt sie an
Degen ganz schräg in den Bauch.
Es sucht sein Gefolge im Alkohol Ge-
nesung und Erlösung.
Erst wenn ich an Wein riech,kann ich von Heinrich
lassen, schrein die Massen,
und sie umgeben ihn Tag und Nacht.
Was glauben Sie, was da der Heinrich macht?
Er behandelt sie äußerst souverän,
schließlich ist er ja: ausgesprochen schön...

Ausgesprochen schöner Heinrich,
der nicht eine erhört.
Ausgesprochen schöner Heinrich,
sag mir, ob dich das stört!
Frauen parken für dich,
sammeln Marken für dich,
waschen Wäsche für dich,
fangen Frösche für dich,
tragen Brillen für dich,
schlucken Pillen für dich,
sagst du: an Sohn möchte ich, werd’n alle ohnmächtig,
Ausgesprochen schöner Heinrich,
ach erklärs mir genau,
wie es kommt, daß du alle Fraun besitzen könntest
und besitzt keine Frau.

Ich möchte gern wissen, ob sie sich zum Küssen bei dir an die Wand stellen und unglücklich anstelln in Reihe und Glied und dort abwarten, bis du zu küssen geruhst.
Es tät mich interessieren, ob du beim Soupieren die Suppe nicht schlürftest und ob du es dürftest und was sie dann täten im Fall, daß du’s tust.
Frauen boxen für dich,
melken Ochsen für dich,
backen Torten für dich,
sparn mit Worten für dich,
fälschen Pässe für dich,
kriegn Abszesse für dich.
Für dich sieht man pünklich sie zu einem Rendezvous pilgern,
für dich wählen sie von zwei Hüten am Ende den billgern,
für dich wissen sie auch beim Fussball genau, was Abseits ist,
und willst du zu Fuß gehen, so fragen sie niemals, wie weit’s ist.

Sie ermutigen dich noch zu Poker und Schnaps und Zigarren
Und bekennen dir frei: Von Finanzen verstehn sie ein Schmarren,
und nur in den seltensten Fällen erzähln sie dir Witze,
und hast du ein Taschentuch, bleibt es in deinem Besitze.
Für dich sind sie vollkommen desinteressiert an Mode oder Karrier‘,
für dich wird auch niemals ein Handschuh verloren im Theater am Abend vorher,
für dich gibt’s nie Winter im Kizbüll, höchstens die Dämmerung am Sämmerung,
und hast du vergessen, das Bad abzudrehn und der Fußboden schwimmt, sagen sie höchstens zu dir: Ach du armer hast soviel im Kopf und jetzt ist Überschwemmerung.
Und sie scheuern für dich,
zahlen Steuern für dich,
kaufen Hosen für dich,
züchten Rosen für dich,
sie verbluten für dich,
schieben Valuten für dich,
ja, vom Amalienbad bis Italien
ruft man: o du schöner Heinrich,
schöner Heinrich, komm doch bitte zu mir.

Ein Männlein steht im Walde ganz ohne Grund.
Es hat vor lauter Ärger ein Schloß vorm Mund.
Das Männlein blickt ganz stier
Und schreibt auf ein Papier:
Heinrich, mir graut vor dir.