Alben & Lieder

Der Hund

1968, Text/Musik: Georg Kreisler

In Wien, wo die Stadt am verschwiegensten ist,
sitzt oft der Herr Meier beim Wein.
Und um zehn, wenn der Wein am gediegensten ist,
kommt er langsam ins Reden hinein.
Und dann sagt er: Ich les in der Zeitung
nur von Rüstung und Kriegsvorbereitung.
Man will jetzt die Welt ausradiern
und die Wienerstadt atomisiern.
Also bitt schön, ich will ja nichts sagen,
aber eins liegt mir sehr schwer im Magen:

Wenn jetzt ein Krieg kommt – sagn’s, was g’schieht dann mit mein’m Hund?
Mein Hund ist g’wiß kein ordinärer Vagabund!
Und wenn die Kugeln plötzlich knalln
und die Raketen obafalln,
was macht der Hund? Ja Kruzifix,
wenn er auch bellt: das nützt ihm nix.

Es könnt ja sein, a General wird leicht verruckt,
so daß er irgendwie aufs falsche Knöpferl druckt.
Dann geht am End die ganze Welt zugrund.
Das wäre fürchterlich, denn was macht dann mein Hund?

In China, wo jetzt die Chinesen regiern,
dort wünschen’s sich die Wienerstadt fort.
Das heißt nicht, daß dort nur die Bösen regiern,
aber die Guten sind auch nicht sehr gut.
Na, und die Russen, die schrein zwar: Genossen,
aber ich will mich auf die nicht verlassen.
Wenn Russland und China zusamm marschiern,
kann Österreich kapituliern.
Also, ich hab Kommunisten nicht sehr gern,
aber ich würde mich trotzdem nicht ärgern.

Nur eines frag ich mich: Was g’schieht dann mit mein’m Hund?
Mein Hund frisst täglich dreißig Deka feinsten Schlund. [G’scheit, nicht?]
Wenn jetzt ein Russe nenben mir sitzt,
der auf das Hundefutter spitzt,
und es ihm wegnimmt und es frisst –
dann wird mein Hund kein Kommunist.

Am besten wär’s, die Russen bleib’n in Russland stehn,
und die Chinesen bleib’n in China, dort ist’s schön!
Denn so ein Krieg ist doch auf kein’n Fall g’sund –
mir kann’s ja wurscht sein. Aber sagn’s: Was macht mein Hund?


Intermezzo:

Ich hab nur eine Frag: Zu was brauch ich ein’ Hund?
Ich find im Grund für einen Hund gar keinen Grund.
Er bellt mich an, welch Kompliment.
Er frisst, was ich noch fressen könnt,
und wedelt dann wie jede Gans
als Dankbezeugung mit sein’m Schwanz.

Er macht ins Zimmer, und dann hupft er in mein Bett.
Er gibt brav ’s Pfoterl, aber drucken tut er’s net.
Er macht schön Bitte, doch ich frag: Na und?
Das kann ich selber, also zu was brauch ich ein’ Hund?